In diesem Blogbeitrag räumen wir mit den häufigsten Fehlannahmen auf, die sich um unsere heimischen Vögel ranken. Von der vermeintlich unschädlichen Praxis, Vögel mit Brot zu füttern, bis hin zu dem Glauben, dass alle Vögel im Winter südwärts ziehen, decken wir auf, was hinter diesen Mythen steckt und wie wir tatsächlich einen positiven Beitrag zum Schutz und zur Förderung der Vogelwelt leisten können. Außerdem beschreiben wir praktische Tipps, wie jeder von uns effektiv zum Schutz und Wohl unserer gefiederten Freunde beitragen kann.
Mythos 1: Brot ist gutes Futter für Vögel.
Viele Menschen glauben, dass das Füttern von Vögeln mit Brot eine harmlose und hilfreiche Geste ist. Tatsächlich kann Brot, besonders in größeren Mengen, für Vögel schädlich sein. Es bietet nicht die notwendigen Nährstoffe, die Vögel für eine gesunde Ernährung benötigen, und kann zu Gesundheitsproblemen führen. Zudem kann altes oder schimmliges Brot Vögeln schaden. Übermäßiges Brot im Wasser kann auch zu schlechten Bedingungen in Teichen und Seen führen, was wiederum negative Auswirkungen auf die Vogelwelt und andere Tiere hat.
Was sollte ich bei der Vogelfütterung beachten?
- Biete natürliche Nahrung an: Stelle natürliche Nahrungsquellen bereit, wie Samen, Nüsse, geschnittenes Obst und spezielles Vogelfutter, das reich an Nährstoffen ist.
- Pflanze vogelfreundliche Pflanzen: Gestalte Deinen Garten mit einheimischen Pflanzen, Sträuchern und Bäumen, die Vögeln natürliche Nahrungsquellen und Schutz bieten.
- Installiere Futterstationen: Verwende Vogelfutterstationen, um eine hygienische und sichere Fütterungsumgebung zu schaffen.
- Wasserzugang: Stelle sauberes Wasser in Vogeltränken zur Verfügung, um den Vögeln zu helfen, besonders während der trockenen Monate oder im Winter.
- Bildung: Informiere Familie und Freunde über die negativen Auswirkungen von falscher Vogelfütterung und kläre über Alternativen auf.
Mythos 2: Alle Vögel ziehen im Winter in den Süden.
Dieser Mythos beruht auf der Annahme, dass sämtliche Vogelarten mit Beginn des Winters ihre Brutgebiete verlassen, um in wärmeren Regionen zu überwintern. Tatsächlich gibt es eine große Vielfalt im Zugverhalten der Vögel. Während viele Arten tatsächlich weite Strecken zurücklegen, um dem Winter zu entfliehen, gibt es auch viele, die in ihren Brutgebieten bleiben oder nur kurze Distanzen migrieren. Einige Arten passen sich den winterlichen Bedingungen an und finden auch in kälteren Gebieten ausreichend Nahrung und Schutz. So überwintern z.B. Amsel (Turdus merula), Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Kohlmeise (Parus major) und Blaumeise (Cyanistes caeruleus) oder Buchfink (Fringilla coelebs) in Deutschland.
Wie kann ich Vögeln im Winter helfen?
- Biete Futterstellen an: Errichte Futterstellen, um den in der Region verbleibenden Vögeln durch den Winter zu helfen. Achte auf eine vielfältige Futterauswahl, um unterschiedliche Arten anzulocken.
- Stelle Wasser zur Verfügung: Nicht gefrorenes Wasser ist im Winter rar. Ein Vogelbad mit frischem Wasser kann lebensrettend sein.
- Biete Schutzräume: Laubhaufen, Reisighaufen oder Nistkästen bieten Vögeln Schutz vor der Kälte und Raubtieren.
- Pflanze einheimische Sträucher und Bäume: Einheimische Pflanzen bieten Nahrung in Form von Samen und Beeren sowie natürliche Verstecke.
- Halte Katzen drinnen: Haustiere, besonders Katzen, können eine Bedrohung für bodennah futternde oder rastende Vögel darstellen.
- Informiere dich und andere: Verbreite Wissen über das tatsächliche Zugverhalten der Vögel und wie man ihnen helfen kann, den Winter zu überstehen.
Mythos 3: Wenn du ein Vogelbaby berührst, werden die Eltern es verstoßen.
Dieser weitverbreitete Mythos hält viele Menschen davon ab, jungen Vögeln, die aus dem Nest gefallen zu sein scheinen, zu helfen. Die Sorge, dass menschliche Berührung zu einer dauerhaften Trennung von den Elternvögeln führt, ist jedoch unbegründet. Die meisten Vogelarten haben einen schwachen Geruchssinn und erkennen ihre Jungen nicht anhand des Geruchs. Die Elternvögel sind in der Regel viel mehr darauf ausgerichtet, ihre Nachkommen zu füttern und zu beschützen, als potenzielle menschliche Gerüche wahrzunehmen. Trotzdem sollten junge Vögel nur angefasst werden, wenn es wirklich notwendig ist
Was tun, wenn ein Vogelbaby aus dem Nest gefallen ist?
- Beobachte zunächst aus der Ferne: Oft sind die Eltern in der Nähe und versorgen ihr Junges auch am Boden.
- Prüfe, ob das Vogeljunges verletzt ist: Suche nach offensichtlichen Verletzungen oder Anzeichen von Krankheit.
- Finde das Nest und prüfe, ob Du es zurücksetzen kannst: Wenn Du das Nest sicher erreichen kannst und das Junge unverletzt ist, kannst Du versuchen, es vorsichtig zurückzusetzen.
- Erstelle ein Ersatznest, falls nötig: Verwende eine kleine Schale oder einen Korb, ausgelegt mit Gras oder weichen Naturmaterialien, und befestige es in der Nähe des ursprünglichen Nests.
- Halte Katzen und Hunde fern: Sichere den Bereich, um das Vogeljunge vor Haustieren zu schützen.
- Kontaktiere Wildtierexperten oder eine Vogelschutzorganisation: Wenn Du unsicher bist, wie Du vorgehen sollst, oder das Nest nicht auffindbar ist, suche professionelle Hilfe.
- Vermeide unnötiges Anfassen: Zu viel menschlicher Kontakt kann Stress für das Vogeljunge verursachen.
- Überwache die Situation aus der Ferne: Achte darauf, ob die Eltern zurückkehren und sich um das Junge kümmern.
Mythos 4: Vögel bauen jedes Jahr ein neues Nest.
Viele glauben, dass alle Vögel jedes Jahr ein komplett neues Nest bauen. Während einige Vogelarten tatsächlich jedes Jahr neue Nester errichten, gibt es andere, die bestehende Nester renovieren oder wiederverwenden. Die Strategie variiert stark je nach Vogelart, den gegebenen Umständen und der Verfügbarkeit von Materialien. Einige Arten, wie Störche oder manche Greifvögel, kehren Jahr für Jahr zu demselben Nest zurück und bauen es weiter aus.
Wie kann ich Vögeln beim Nisten helfen?
- Biete Nistmaterial an: Lege natürliche Materialien wie kleine Zweige, trockenes Gras oder Moos in deinem Garten aus, um Vögeln bei dem Nestbau zu helfen. Alternativ kannst Du Nistmaterial oder Behälter für Nistmaterial auch bei uns erwerben.
- Installiere Nistkästen: Biete alternative Nistplätze an, indem du Nistkästen für verschiedene Vogelarten bereitstellst.
- Schütze bestehende Nester: Vermeide es, Bäume und Sträucher während der Brutzeit zu beschneiden. Erhalte alte Bäume, die natürliche Nistplätze bieten, so lange wie möglich.
- Schaffe sichere Umgebungen: Stelle sicher, dass der Bereich um das Nest vor natürlichen Fressfeinden und Haustieren geschützt ist.
- Lass Nester unberührt: Wenn Du ein Nest in Deinem Garten oder an Deinem Haus findest, lasse es in Ruhe, damit die Vögel es bei Bedarf wiederverwenden können.
- Informiere dich über die spezifischen Bedürfnisse lokaler Vogelarten: Unterschiedliche Arten haben unterschiedliche Anforderungen an ihre Nester. Angepasste Nisthilfen können die Brutbedingungen für bestimmte Arten verbessern.
Mythos 5: Vögel sollten im Sommer nicht gefüttert werden.
Viele Menschen sind der Meinung, dass Vögel während der wärmeren Monate keine zusätzliche Fütterung benötigen, da sie in der Natur genug Nahrung finden können. Dieser Mythos beruht auf der Annahme, dass eine ausreichende Verfügbarkeit natürlicher Nahrungsquellen besteht. Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Durch den Verlust von Lebensräumen und die Intensivierung der Landwirtschaft finden Vögel nicht immer genügend Nahrung. Zudem kann die Fütterung im Sommer, besonders in trockenen Perioden oder bei ungewöhnlich kaltem Frühjahrswetter, eine wichtige Unterstützung für die Vogelwelt sein. Auch benötigen unsere heimischen Vogelarten insbesondere während ihrer sehr aktiven Zeit im Frühling und Sommer sehr viel Energie.
Wie kann ich heimische Vögel auch im Sommer unterstützen?
- Biete Wasser an: Stelle sicher, dass immer frisches Wasser zur Verfügung steht, besonders an heißen Tagen.
- Wähle das richtige Futter: Biete im Sommer leicht verdauliches Futter an, wie z.B. geschälte Sonnenblumenkerne, Haferflocken und frisches Obst.
- Halte das Futter frisch: Achte darauf, dass das Futter nicht verdirbt. Wechsle es regelmäßig aus und reinige die Futterstellen.
- Biete proteinreiches Futter an: Insbesondere während der Brut- und Aufzuchtzeit im Frühling und Frühsommer ist proteinreiches Futter wie Mehlwürmer eine wertvolle Ergänzung.
- Erstelle natürliche Nahrungsquellen: Fördere die Biodiversität in deinem Garten, indem du einheimische Pflanzen anbaust, die Vögeln natürliche Nahrungsquellen und Nistplätze bieten.